Meine erste Seite vom Buchprojekt
BÜROKRATIE für meine Projekte
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Planungsmensch bin und für mich etwas Kontrolle in meine Projekte bekommen möchte, einfach, weil ich mich sonst verrenne und den Spaß verliere noch bevor der Schreibprozess beginnt. Nachfolgend möchte Ich Euch mitnehmen und Euch gerne zeigen, wie ich vorgehe, bevor ich mit dem Schreiben wirklich beginne. Schnappt Euch also ein leckeres Warmgetränk und kommt einfach mal mit.
Die erste Seite
Diese Übersicht war ursprünglich immer handschriftlich gemacht worden und im späteren Prozess habe ich sie nahezu nie mehr angeschaut oder etwas verändert. Trotzdem finde ich sie noch immer hilfreich.
In jedem Buch befindet sich immer ganz vorne eine leere Seite, die Schmutztitel. Meistens steht darauf nur der Titel des Werkes, mit Autor oder ohne. Ich fand diese seite immer sehr seltsam und fragte mich, warum es sie gibt. Schließlich gab es darauffolgend die richtige Titelei, in der Werk, Autor, Verlag, Druckerei und diverse andere Mitwirkende, wie Coverdesigner, Ilsustrator etc. aufgeführt waren. Die Antwort habe ich mir selbst ausgedacht, indem ich mir vorgestellt habe, dass das Projekt Infos besitzt, die der Leser nicht hat, der Autor aber schon. Heute weiß ich, dass eine Schmutztitel einen völlig anderen Sinn hat. Grundsätzlich gibt es zwei Theorien, die eine besagt, dass man wenn man das Buch selbst binden ließ, das Werk vor Schmutz schützen wollte und zum Anderen glaubte man, dass es drucktechnische Gründe hatte, weil es unschön aussah, wenn nach dem Buchdeckel sofort viel Text aufgeführt war. Deswegen die zusätzliche Seite. Mittlerweile glaube ich, dass es auch etwas mit dem Buchbinden zu tun hat, denn ein richtig gebundenes Buch hat in der Regel 4 bis 8 Seiten, die in sich zusammengehalten werden und später aneinander gebunden werden. Wenn ich nun eine ungerade Seitenzahl habe, lässt sich das sehr ungünstig binden. Das glaube ich. Ich muss aber nicht unbedingt recht haben. Also zurück zum Thema: Meine erste Seite habe ich mit folgenden Infos gefüttert!
- Arbeitstitel/Titel: (so wird in der Regel zukünftig jede Datei benannt)
- Genre:
- Erste Idee: (erster Pitchentwurf)
- Umfang: Soll es eine Reihe sein? Wie viele Wörte soll es haben?
- Start des Schreibens: (Hier schreibe ich das Datum hin, wann ich begonnen habe)
- Beendigung des Rohentwurfs:
- Lektorat: (sollte Extern jemand mitarbeiten, füge ich hier Kontaktdaten ein)
- Start der Überarbeitung:
- Ende der Überarbeitung:
- Korrektorat: (sollte Extern jemand mitarbeiten, schreibe ich die Kontaktdaten dazu)
- Start der Korrektur:
- Ende der Korrektur:
- Veröffentlichungstermin/Deadline:
Jeder Schritt sollte natürlich vor dem Veröffentlichungstermin beendet sein. Ich habe das sehr regelmäßig einfach geändert und wurde irgendwie nie fertig. Mittlerweile peile ich für jeden Arbeitsschritt etwa einen Monat an. Dann sollte genug Zeit sein, das umzusetzen und es funktioniert – für mich zumindest.
BEISPIEL Leitzitat:
Gib nicht auf, nur weil es jetzt etwas schwierig wird!
Harte Arbeit schlägt Talent, wenn das Talent nicht hart arbeitet!
Amberly Snider
Amberly Snider sagte diesen Satz in einem Film, weil diese durch einen Unfall nicht mehr Rodeo reiten konnte) Seit diesem Tag arbeite ich härte als alle anderen, auch wenn das andere nicht so sehen.
Meine zweite Seite - Jetzt wird es konkret
Meine zweite Seite ist mein Grundgerüst für die spätere Planung des Plots.
Hier finden sich folgende Informationen, die beim Ausformulieren natürlich mehr als eine Seite beanspruchen können.
- Arbeitstitel & Abgabetermin:
- Plot: Anfang, Mitte, Schluss.
- Hauptkonflikt: Wer ist mein Hauptcharakter und was hat er für Probleme?
- Lösung: Das Ende. Wie löst der Charakter das Problem? Und kann er das überhaupt? Für mich steht das Ende immer schon zu beginn fest. Der Weg ist oft schwieriger, weil es ja auch unerwartet sein muss bzw. sollte.
- Thema: Was will ich mit meinem Buch sagen? Welchen Zweck hat es?
- Der rote Faden im Buch: Z.B. Jack Sparrow will ewig leben.
- Dramatik: Stichpunktartige Themen, die im Werk geschehen, Ehebruch, Mord, Unfall, Entführung, Rachegedanken etc. Die Liste ist lang und diese Seiten wachsen oft auch während des Schreibens weiter.
- Zeichnungen: Das können Symbole sein, Wappen, Tiere etc. Grundsätzlich ist hier auch mehr eine Übersicht gemeint, damit ich die orientierung nicht verliere
- Figuren: Checkliste und Übersicht für die Steckbriefe der Haupt- und Nebencharaktere
- Infos für Recherchezwecke:
- Spannungsideen: Was kann schlimmstenfall passieren und was darf auf gar keinen Fall passieren?
- Dialoge: Manche Dialoge sind wichtig, andere weniger. Der Antrag, die Begründung, warum die Braut ihren Mann vor dem Altar stehen lässt. Vielleicht gibt es auch keine Worte, aber solge Stellen / Szenen haben Gewicht für die Story.
- Liste der Orte:
- Liste aller Beteiligten: auch unwichtige Personen werden aufgeführt, um diese nicht zu verlieren oder der Kellnerin blaue und später rote Haare zu verpassen. Auch sehe ich dann, ob mehrere Personen nicht die Aufgaben anderer übernehmen können und somit gelöscht werden können.
- Zusammenfassung: sobald es fertig ist, wird es für das Exposé komplett zusammengefasst
- Kritik:
Gerne nutze ich Testleser, die freundlicherweise sehr kritisch sind und mir helfen, Plotlöcher etc. zu stopfen. Auch habe ich eine FileXDatei, in der ich alle Probleme und offene Fragen notiere, damit ich am Ende des Buches sicher bin, dass ich alles beantwortet habe, es sei denn, es ist eine Reihe.
Ich weiß, das ist viel Vorarbeit, aber wenn ich das abklopfe, merke ich oft schon, ob es taugt, ein Roman zu werden oder eben nicht. Ich muss nur an meiner Disziplin arbeiten, Projekte zu beenden, auch wenn ich die Geduld verliere.
- Charakterbögen
Formulare findet man im Internet für jedes Genre. Und wenn man sie nicht findet, dann ändert man die gefundenen einfach ab. Erfinde Deine Hilfsmittel, lass dich inspirieren und schreibe sonst der Ersteller des Bogens an, ob es in Ordnung wäre, diesen Bogen zu nutzen. Das ist sehr wichtig, denn man möchte das Urheberrecht nicht verletzen.
Ich muss dazu sagen, dass sich meine Arbeit sehr geändert hat. Vorher habe ich alles vor dem Schreiben notiert, aber nun vervollständige ich das im Schreibprozess oder fülle es vorerst mit Bleistift aus und später mit den Fineliner. Dazu werde ich aber an einem anderen Zeitpunkt einen seperaten Blogartikel verfassen. Meine Unterlagen wollen schließlich ausgemistet werden.
Wenn man vorher schon weiß, was passiert, entsteht die Gefahr, dass das Buch seinen Reiz verliert, es zu schreiben. Es kommt immer auf das Projekt an. Mittlerweile schreibe ich die erste Fassung mit der 3/9/27 Methode und fülle im Schreibprozess nebenbei diese Dinge aus. So weiß ich, welche Szenen wichtig sind, welche Orte es gibt und warum welche Figur was genau tut. Doch wie das immer so ist, kann es bei einem nächsten Buchprojekt sein, dass ich gar nicht erst zum Rohentwurf komme.
Trotzdem liebe ich meine Bürokratie für Buchprojekte, sie geben mir einen Rahmen und Sicherheit. Gerne könnt Ihr es jederzeit auch einmal probieren. Für größere Projekte nutze ich es sehr. Es gab sogar eine Zeit, in der ich sogar Programme wie SIMS2 genutz habe, um mir Häuser oder Räume bildlich zu erschaffen. Ich empfehle Euch, das zu nutzen, was Euch hilft und probiert gerne neue Verfahren wie dieses hier aus. Auch wenn es Euch nicht hilft, lernt Ihr daraus, wie es für Euch funktioniert. Die Erfahrung macht Ihr im Schaffensprozess.
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